Der Coup mit dem Cup - eine Jahrhundertidee!

Vermächtnis des großen Eifeler Leichtathleten Paul Boltersdorf    

Schmidt/Nordeifel. Herber Verlust für die Riege euregionaler Volksläufer, Walker, Nordic Walker und Wanderer! In der Eifel Pur August-Ausgabe erfüllten Herausgeber und Redaktion die schmerzliche Pflicht, Persönlichkeit und  Werk des rheinischen Leichtathletik-Pioniers Paul Boltersdorf aus Nideggen-Schmidt zu würdigen und sich von diesem gemeinnützigen Impulsgeber zu verabschieden. Er starb am 4. Juli, im Alter von 68 Jahren, plötzlich und unerwartet. Der nun hiermit veröffentlichte zweite Teil des Nachrufs ist den überragenden - vitalen wie sozialen - Leistungen eines   großen Sportsmannes gewidmet. Er war entschiedener Sachwalter schierer Volksgesundheit, wie Lebensfreude pur. Der kreative Leistungsträger der  Runnerworld stammte aus Vettweiß. Der Begriff „Lebenslauf“ hatte für Paul Boltersdorf doppelte Bedeutung. Neben Profilierung einer Vita persönlicher Daten  umfasst seine Tätigkeitsliste auch die eindrucksvolle Schilderung einer  außergewöhnlich erfolgreichen, wenn auch viel zu kurzen Karriere pro physischer wie psychischer Beweglichkeit. Buchstäblich lebenslanges Laufen – für Paul Boltersdorf seit früher Jugend eine selbstverständliche Passion. Balsam und Kraftquelle für Körper und Geist. Mehr Berufung denn Beruf. Die Konsequenz? Sein Terminkalender: Kaum ein weißer Fleck!


Unzählige Bewertungsprädikate. Pokale, Urkunden, Bestzeiten, Siege und Platzierungen sprechen Bände -  Paul Boltersdorfs Schaffens- und Freizeitperiode war prall und bunt, bescherte ihm Achtung und Respekt in Kennerkreisen.  Bescheidenheit - ein Markenzeichen des populären Sport-Botschafters. Die vermeintlich „schönste Nebensache der Welt“ - für den Allrounder eine große Liebe. Der vielen Leistungssparten Vertraute war zu Beginn seines Arbeitsverhältnisses   Bundeswehr-Ausbilder und Zeitsoldat; zuvor hatte er an der Dürener Realschule die Prüfung zur Mittleren Reife abgelegt und am Stiftischen Gymnasium der Rurstadt mit bestandenem Abitur die Hochschulreife erworben. Mit dem Abschlussexamen als  „Diplom-Sportlehrer“ der Deutschen Sporthochschule Köln schlug Boltersdorf die Pädagogenlaufbahn ein und belegte das Studien-Sonderfach Fußball.

Die Auflistung seiner nachgewiesenen Qualifikationen gleicht der geballten Zuerkennung erstklassiger Prädikate en gros. Darum nachfolgend nur wesentliche Etappen Boltersdorfs zertifizierter Kompetenz. Das Vielseitigkeits-As agierte ab 1970 als Übungs- und Organisationsleiter samt Erwerb des B-Trainerscheins. Am Düsseldorfer Institut für Sport und Touristik (IST) folgte die Ausbildung zum Manager. Tätigkeitsschwerpunkte: Organisation unterschiedlicher Sportveranstaltungen, Sponsoren - Akquise, Arrangements von Reisen mit Gewicht auf Ökologie. Besondere Kenntnisse eignete sich Paul durch erlernen fremder Sprachen an. Windows, Word, Exel oder Office blieben ihm andererseits keine Fremdworte. Mit Akribie und Leidenschaft bekleidete der Mann mit dem großen Sportlerherz diverse Ämter in Diensten des Leichtathletik-Verbandes, übernahm Verantwortung als Vereins-Mitbegründer oder –Vorsitzender/Ressortleiter. Dem kenianischen Erziehungs- und Gesundheitszentrum galt seine empathische, didaktische  Zuwendung.

Reverenz an die schwarzafrikanischen Partner. So auch die Betreuung kenianischer Nachwuchsläuferinnen, Lehrertätigkeit an der Eicherscheider Förderschule, konzipierte Nordic-Walking-Seminare oder Einsatz als Sporttherapeut für Patienten der Dürener Landesklinik. Alle diese Programme runden das therapeutische Spektrum Boltersdorfer Initiativen und Superlative ab.

1995 schlug die Stunde einer Jahrhundertidee. Glückte doch dem vielfach kreativen Funktionsträger ein prächtiger „Coup mit dem Cup“, der die gesamte Konkurrenz des Laufwesens aller Wettkampfdistanzen reformierte und erfrischend bereicherte. Mit seinen Kameraden Karl-Heinz „Kalle“ Plum, Roetgen, damals Volkslaufwart des Kreises Aachen, und dessen Dürener Pendant Hans Hohn (+) rief Paul Boltersdorf den „Rur-Eifel-Volkslauf-Cup ins Leben. 

Dessen Gründung erschien nicht nur diesem ideenreichen Trio dringend geboten. „Dä Pott“ nach traditionellem Ausspielungsmodus war in die Jahre gekommen. Er wurde neu erfunden. „Kalle“ Plum: „In den Saisons 1970 bis 1980 verzeichneten die Veranstalter von Volksläufen bei uns im Westen ständig wachsenden Zuspruch an Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die Starterzahlen gingen Richtung Jahrtausendwende aber ebenso rapide zurück. Wir mussten also dringend für unsere Klientel einen Ausgleich und Mitmachanreize schaffen, um dem Negativtrend entgegen zu wirken!“ Die ideale Lösung zur Erreichung dieses anspruchsvollen Ziels hieß Rur-Eifel-Volkslauf-Cup (REVC). Schon der Auftakt zu diesem Breitensport-Meeting gedieh zum Spektakel mit unerwartet positiver Resonanz. Inzwischen zählt die Boltersdorfer Cross-Variante über die landschaftlich schönsten Eifelpartien zu den zehn größten ihrer Art. Das Szenarium, mit verlässlichen Paten wie Dürens Sporthaus Lövenich aus der Taufe gehoben, wurde per Blitzstart  zum Selbst- und  Dauerläufer.


Die frisch konzipierte Laufserie traf offensichtlich den Geschmack der Athleten überwiegend aus der Städteregion, den Kreisen Düren und Heinsberg sowie Ostbelgien und Niederländisch Limburg. Im Schnitt starteten seit der Premiere je Vergleich über 18000 Ausdauerfreunde. Unter ihnen 200 Frauen. Alle hatten sich zu jährlich mindestens zehn Einzelrennen gemeldet und Punkte gesammelt. Insgesamt wurden dem globalen Tross per Anno mehr als 30 hochkarätige Athletentreffen auf malerischen Pisten, in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Leichtathletikverband und nach speziellem Pokalreglement, angeboten. Attraktive Preise winkten den Besten. Eine Bilanz permanenter Erneuerung vom „Format Boltersdorf“. Sein Vermächtnis ist in guten Händen, Schritt für Schritt!

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